Der Industriestandard OParl wurde bislang rein ehrenamtlich entwickelt und ist als freier, offener und wohldokumentiert Standard für jeden einsehbar und nutzbar. Diese Offenheit werden wir auch weiterhin behalten, denn sie das, was für uns OParl ausmacht. Nichtsdestotrotz macht OParl und die damit verbundenen Werkzeuge und Infrastruktur viel Arbeit, so dass wir uns nun sehr freuen, dass für gleich zwei Projekte im OParl-Umfeld Förderungen genehmigt wurden.
OParl @ Prototype Fund
Das erste Projekt wird vom „Prototype Fund“ gefördert und ist ein Offenes Ratsinformationssystem, welches von OParl-Core-Team-Mitglied Konstantin Schütze und von München-Transparent-Initiator Tobias Hößl eingereicht wurde. Ziel ist es, ein offenes Ratsinformationssystem zu entwickeln, welches leicht an beliebige Kommunen angepasst werden kann. Dabei soll kein vollständiges Ratsinformationssystem mit der oft komplexen internen Prozessverwaltung geschaffen werden, sondern hauptsächlich eine moderne, leicht bedienbare Oberfläche, in die die öffentlichen Daten einer Kommune importiert werden können.
Das Projekt wird sechs Monate lang vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Der Prototype Fund ist eine Initiative der Open Knowledge Foundation, um innovative OpenSource-Projekte im Bereich Civic Tech, Data Literacy und Datensicherheit zu unterstützen. Zielgruppe sind Einzelpersonen und kleine Teams aus Softwareentwickler*innen, Hacker*innen und Kreativen.
OParl @ OpenNRW
Das zweite geförderte Projekt wird als „Pilotprojekt Kommunales Open Government in NRW“ gefördert und besteht aus der Einführung von OParl in 24 Kommunen von zwei verschiedenen Ratsinformationssystem-Herstellern sowie der Neuentwicklung von Politik bei Uns. Eingereicht wurde es vom KDVZ Rhein-Erft-Rur, Kooperationspartner sind die Open Knowledge Foundation sowie OParl-Core-Team-Mitglied Ernesto Ruge. Der Fokus soll darauf liegen, die Daten der 24 Kommunen (21 Verbandsmitglieder des KDVZ, Bochum, Rees und Wuppertal) bürgerfreundlich in ein einziges Portal zusammenzubringen und die Daten aufzubereiten.
Das Projekt wird sieben Monate lang vom Land NRW gefördert. „Pilotprojekt Kommunales Open Government in NRW“ ist eine Förderung kommunaler OpenData- und OpenGovernment-Anwendungen und ist der Beitrag des Landes NRW, nicht nur selbst Daten zu veröffentlichen, sondern auch die meist klammen Kommunen darin zu unterstützen. Wichtiger Bestandteil der Förderung ist, dass die geförderten Projekte übertragbar sind, was der Grundidee von Politik bei Uns entspricht.
Einordnung und weitere Schritte
Auf dem ersten Blick wirken beide Projekte zunächst recht ähnlich. Jedoch gibt es einen zentralen Unterschied, der auch schon in den bestehenden Systemen München Transparent und Politik bei Uns sichtbar ist: während das Prototype Fund einen Fokus auf eine möglichst detailreiche Verarbeitung der Informationen legt, legt Politik bei Uns seinen Fokus auf eine Vereinheitlichung und eine kommunenübergreifende Suche. Dies sind zwei wichtige Aspekte, welche jeweils viel Zeit in Anspruch nehmen. Gemeinsam wird jedoch ein Schuh draus, da beide Aspekte zusammen erst recht die Tool-Umgebung von OParl und den Standard selbst verbessern können.
Die Förderungen beziehen sich allerdings „nur“ auf die Entwicklung im Umfeld von OParl 1.0 und nicht auf die Weiterentwicklung des OParl-Standards selbst. Es ist unserer Ansicht nach auch noch zu früh, OParl 2.0 anzugehen, da wir zunächst einen Überblick über die vorhandenen Daten benötigen. Dafür ist aber wiederum eine gute Verbreitung von OParl 1.0 notwendig. Am Horizont ist damit noch ein viel größeres Projekt erkennbar, welches ohne finanzielle Unterstützung nicht machbar sein wird: die Vereinheitlichung der Daten in OParl 2.0. Dieses wird viel Arbeit erzeugen und Teil aktueller Forschung werden.
Zunächst gilt es jedoch, die Potentiale von OParl 1.0 zu heben: Wie man an dem Wikipedia-Wahldaten-Workshop vergangenes Wochenende erkennen konnte, auf welchem in zwei Tagen eine SPARQL-Abfragelogik für OParl implementiert wurde, dann bietet schon OParl 1.0 durch seine Flexibilität mehr Möglichkeiten, als wir es uns selbst zu Träumen gewagt haben.
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